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von Rupert Lienert

Dettendorfs Vergangenheit reicht fast 1300 Jahre zurück und wird schon in der „Vita des Heiligen Corbinian“ erwähnt, die von Arbeo, dem Berichterstatter und Kenner der karolingischen Kunst, um etwa 800 verfasst worden ist.

Dort berichtet er, dass der tote heilige Korbinian, der am 8. September zwischen 724 und 730 in Freising verstarb und dessen letzter Wunsch es war, im Südtiroler Mais bei Kloster Kuens/Meran begraben zu werden, bei einer Rast des Leichenzuges dorthin, in Dettendorf aus der Nase blutete.

Das Blut, das in einem Gefäß aufgefangen und an Ort und Stelle  vergraben wurde, erwies sich 39 Jahre später bei der Rückführung der sterblichen Überreste nach Freising am 20. November 769, noch immer frisch und flüssig. Die Bewohner des Ortes sahen in dieser Tatsache ein Wunder und errichteten an dieser Stelle zu Ehren des Heiligen eine erste Kirche.

Um diese Reliquie sollte nun eine neue Kirche entstehen.1684 erhielt Hans Mayr d. Ä. (1643-1718) von der Hausstatt den Auftrag für diesen Neubau. Planung und Baubeginn zogen sich bis 1689 hin, geweiht wurde der Neubau erst 1697 durch Fürstbischof Johann Franziskus Ecker von Kapfing und Lichteneck und als Filialkirche der Pfarrei Irschenberg unterstellt. 1870 wurde der Turm umgebaut und ist mit seiner zu einer Spitze ausgezogenen, achteckigen, wunderschönen Zwiebelhaube ein Wahrzeichen des unteren Mangfallgaus geworden. Von ihrem Standort aus, am Ostfuße des Irschenberges, hat man einen weiten Blick über das Aiblinger Moor auf die Silhouette des Wendelsteins und die Alpen.

Nach mehreren Instandsetzungen setzte der in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts beauftragte Kirchenmaler Sepp Hilz neue Akzente. Nach gründlicher Überholung durch die Wiegerling‘sche Werkstatt, Bad Tölz, konnte die Kirchengemeinde 1997 das 300 jährige Weihejubiläum ihrer St.-Korbinian-Kirche glanzvoll begehen. In der malerischen Kirche mit ihrem vierjochigen Langhaus und die über das Kircheninnere sich wölbende Stichkappentonne fallen die Krumper-Fenster auf, die im Chorraum nach oben und nach unten im Halbkreis abschließen und helles Licht in das Kirchenschiff fluten lassen. Die verstärkten Wandpfeiler sind mit Pilaster belegt und oben mit Schildbögen versehen. In der ungewöhnlichen, der Westseite vorgelagerten Halle, Rest eines Vorgängerbaus, die durch zwei kräftige Pfeiler getrennt ist, befinden sich ein Gegeißelter Heiland und ein Totenkeller.

Auf dem barocken Hochaltar stehen rechts und links der Mutter Gottes als Himmelskönigin mit dem Kinde, zwei spätgotische Holzfiguren (um 1500), die den hl Korbinian mit einem geöffneten Buch in der Linken, den Stab in der Rechten, zu seinen Füßen ein kleiner Bär mit einem auf dem Rücken gebundenen Reisesack und den hl. Sigismund  im königlichen Gewand mit Reichsapfel und Zepter darstellen. Der Legende nach soll der hl. Korbinian, Freisings erster Bischof und Begründer der Diözese, auf einer Reise nach Rom einem wilden Bären begegnet sein. Dieser hatte ihm sein Packpferd gerissen. Der Gottesmann befahl dem Bären, ihm die Lasten zu tragen. Der folgte brav, mit Gepäck auf dem Rücken, bis nach Rom, wo Korbinian den Bären entließ.

Die kleineren Figuren links und rechts zeigen die hl. Katharina und die hl. Barbara. Im Auszug thront Gott Vater mit der Weltkugel und dem Zepter, darunter ist der hl. Geist in Form der Taube. Das Zentralstück des Hochaltars ist ein schöner barocker Tabernakel, eingerahmt von Brot und Wein. An der linken Seite des Altarraumes ist die Figur des hl. Sebastians und gegenüber die des hl. Bennos angebracht. Ein spätgotisches Glasgemälde im Altarraum (um 1500) stellt den hl. Korbinian als Bischof im roten Mantel dar.  Über dem Gestühl der Herrenseite ist eine Herz-Jesu-Figur angebracht, als Pedant hierzu eine Herz-Maria-Figur  an der gegenüber liegenden Seite.

Eine Besonderheit der St.-Korbinian-Kirche stellt die auf der Frauenseite angebrachte, frühklassizistische Kanzel um 1780 dar. Die Bilder der drei Außenseiten des Kanzelkorbes zeigen: den Fischer am See Genezareth, Jesus im Tempel und die Taufe Jesu mit dem hl.Johannes.

Das Deckengemälde im Altarraum zeigt den Augenblick des Blutwunders, als das Gefäß mit dem frischen Blut eingegraben wird. Auf dem folgenden Deckengemälde von Sepp Hilz (1935) lässt sich ein Brautpaar in ländlicher Tracht vom hl. Korbinian den Segen für den gemeinsamen Lebensweg geben.Es folgt ein Bild mit der Legende des hl. Korbinians mit dem gezähmten Bären und schließlich ein Fresko, auf dem der Schutz der Dettendorfer durch den Kirchenpatron vor den Franzosen der Napoleonischen Kriege dargestellt ist.

Zwei sehenswerte Votivbilder erinnern den Betrachter, wie der Kirchenpatron den Dettendorfern Schutz gewährt. Zum „Großen Saeculum“, der 1100-Jahrfeier, anlässlich der Beisetzung des Kirchenpatrons wurde eine Steintafel an der Nordwand der Kirche angebracht, die an das großartige, dreitägige Fest erinnert, an dem über 8000 Gläubige zugegen waren.

1842 erhielt die St.-Korbinian-Kirche eine eigene, von Kematen unabhängige Kirchenverwaltung. Seit 1900 hatten Kematen und Dettendorf eine gemeinsame Stiftungspflege. 1917 erfolgt die Anerkennung der beiden Filialkirchen Kematen-Dettendorf zur selbständigen Expositur der Pfarrei Irschenberg und Josef Herzinger (1917-1926), ehemaliger Benefiziat in Au, wurde Expositus mit Sitz in Kematen. 1919 erhob Kardinal Faulhaber die Expositur zur Pfarrrei mit der Besonderheit, dass die Pfarrei zwei Pfarrkirchen St. Martin in Kematen und St. Korbinian in Dettendorf besitzt. 1962-1964 wurde die Pfarrei von Au mitverwaltet. Ab 1964 versah der Kommorant Anton Straßmair die Seelsorge in den Pfarreien, bis er 1981 neunzigjährig verstarb. Ihm folgte noch Kommorant Benno Reiter. Ab 1992 besteht zwischen den Pfarreien Kematen – Dettendorf und der Pfarrei Au ein Selsorgeverbund bei selbständigen Kirchenverwaltungen. Seit 1.9.2016 gehört die Pfarrei Kematen-Dettendorf dem Pfarrverband Maria Morgenstern Bad Feilnbach an.

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